Spurensuche

Im Jahr 1687, also mehr als drei  Jahrhunderte zurück, wurde vom Dominikanerpater Anton Dietz ein "Cäzilianischer Pakt", benannt nach der Patronin der Musik, gegründet. Diesem Pakt sind Musiker des geistlichen und weltlichen Standes beigetreten und am Pfingstfest 1748 wurde beim Hochamt ein "doppelter Touche gemacht", wobei je ein Pauker und sechs Trompeter auf jeder Seite des Altares standen. In den Aufzeichnungen heißt es: "Zur rechten Hand bei der neuen Baukhen auf dem Chor blaseten 6 Trompeter, P.Tuechendorfer, P.Pold, Zels, Martin der Schlossjäger u.a. Und da dieser Touche vollendet, so fangte der linke Chor an, auf welchem auch 6 Trompeter stunden, Dopfer, Feuer, Frey u.a. Der Baukher auf dem rechten Chor war Johann Hamp, der Baukher auf der linken war Seb. Staiger"
Ebenfalls aus dem Jahr 1748 wird berichtet, dass die Pauker und Trompeter mit Bergmanns-Kleidern ausgestattet wurden und als "Bergknappen" bei kirchlichen und weltlichen Festen aufspielten. Besonders erwähnt wurde aus Derndorf ein gewisser Josef Feuer, welcher  Schalmai, Hautbois (Oboe)und Clarinet "virtuos blies und von den Leuten und Adligen wegen er unbändig schönen Musik" bewundert wurde und höchstes Lob erntete
Die Primiz von P. Philipp Ziegler aus Derndorf am Rosenkranzfest 1748, das 100jährige Jubiläum der Tiefenrieder Wallfahrt  am 17. Oktober 1751,  sowie eine große Feier anlässlich des Regierungsantritts von Graf Josef Dominikus Fugger am 15. Juli 1765 waren herausragende Auftritte, bei denen die Musik nicht fehlen durfte. Und so wurde im Lauf der Jahrzehnte noch manch ernste und lustige Festlichkeit gefeiert, die mit der Musik der damaligen Zeit trefflich untermalt wurde.

Vorläufer

Um 1850 soll der Kaminkehrer Josef Wöhr eine Kapelle geleitet haben, über die leider keine weiteren Unterlagen vorhanden sind. Es wird angenommen, dass das Jahr 1863 das Geburtsjahr der Kirchheimer Musikanten heutiger Prägung ist. Als im Jahr 1866  der Lehrer Matthäus Lutz nach Kirchheim kam, scharte er Musikbegeisterte aus Kirchheim, Derndorf und Spöck um sich und begann mit Noten lernen und Musizieren. In kurzer Zeit hatte er eine Kapelle mit 21 Mann besetzt. Matthäus Lutz war 29 Jahre  als Lehrer, Dirigent und Musikdirektor erfolgreich tätig, ehe er 1895 verstarb.
Der Maurermeister Kaspar Schwarz, der Schulverweser Pius Niggl sowie der Oberlehrer Bernhard Mittermaier übernahmen bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges die Kapelle und erzielten bei vielen kirchlichen und weltlichen Anlässen schöne Erfolge.  Die Kapelle war sehr leistungsfähig und spielte auf Verlangen auch auswärts, wie u.a. in Mindelheim, Balzhausen, Mindelzell, Westerheim bei Memmingen und bei einem großen Musikfest in Weilheim. Der Erste Weltkrieg zerstörte jedoch die wertvolle Arbeit der bisherigen Dirigenten.
Doch schon bald nach Ende des Krieges sammelten sich die begeisterten Musikanten wieder und begannen in kleinem Rahmen zu spielen.  Doch auch die Jugend fand Gefallen am gemeinsamen Musizieren und so wurde unter der Förderung von Jakob Ziegler und Anton Frei am 5. September 1923 eine Jungkapelle gegründet. Unter der Stabführung von Hermann Müller aus Haselbach wurde zuerst privat, später dann im Gasthaus Kreuz geprobt.  Im Jahr 1924 wurde in Kirchheim, Derndorf, Tiefenried und Spöck eine Sammlung durchgeführt, die 441 Mark erbrachte. Von den Spenden wurde eine Tuba um 355 Mark erstanden.
Bereits 1927 errang die junge Kapelle bei einem Wertungsspiel in Krumbach einen 1b-Preis mit Urkunde und Pokal, ein Erfolg, der im Jahr darauf beim 3. Bezirksmusikfest in Unterthingau wiederholt werden konnte.
Einen ehrenvollen Auftrag erhielt die Kapelle am 3. Oktober 1929: bei der Hochzeitsfeier von Gräfin Marie Fugger mit Graf Ferdinand Arco-Zinneberg durfte sie die Tafelmusik im Zedernsaal übernehmen und fand allseits große Anerkennung.  Josef Müller, Josef Schneider, Franz Biechele und Fritz Scheifele standen bis zum Beginn des  Zweiten Weltkrieges am Dirigentenpult, ehe die in über 15 Jahren geleistete Aufbauarbeit mit einem  Schlag vernichtet wurde. Die meisten Musiker wurden zum Militär eingezogen und die wenigen in der Heimat verbliebenen spielten mit Aushilfskräften aus der Nachbarschaft hauptsächlich bei Gefallenen-Gottesdiensten.

Neubeginn

Drei Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, im Herbst 1948 trafen sich die Musiker unter Musikmeister Engelbert Bosl wieder zum gemeinsamen Proben und Musizieren und bereits 1949 schloss man sich dem Allgäu-Schwäbischen-Musikbund (ASM) an. In der Folgezeit nahm die Kapelle an zahlreichen Musikfesten teil und schnitt größtenteils mit sehr gutem Erfolg ab. Über das Jubiläums-Bundesmusikfest in Jahr 1951 wird berichtet, dass sich Josef Schneider nochmals als Dirigent zur Verfügung gestellt hat und mit seinem Lastwagen alle 24 Mann der Kapelle kostenlos nach Altusried befördert hat. Ein "Sehr gut" in der Klasse II war der Lohn für die neu einstudierte Ouvertüre "Amazone" von Kiesler.
Das Jahr 1953 brachte dann einen ersten Höhepunkt. Unter dem Protektorat S.D. Fürst Joseph Ernst Fugger von Glött richtete die Kapelle um Dirigent Franz Görrisch, Instrumentenbauer von Beruf,  
das dritte Bezirksmusikfest des ASM aus. 15 Musikkapellen, 12 Vereine und 11 Festwagen nahmen am Umzug teil und rund 5000 Schaulustige säumten die Straßen des Fuggermarktes.
Schon 1955 hatten die Musiker beschlossen, die Kapelle als eingetragenen Verein weiterzuführen. Dies wurde dann in der Generalversammlung vom 13. Januar 1956 vollzogen. Die erste gewählte Vorstandschaft setzte sich zusammen aus: 1. Vorstand Alois Geiger, 2. Vorstand Hans Kreuzer, Schriftführer und Kassier Hans Salger, Notenwart Karl Mayr, Kassenprüfer Hans Kreuzer und Beisitzer Ludwig Steiger. Der Verein gab sich den Namen "Bläservereinigung Kirchheim", was anscheinend nicht von allen Seiten gutgeheißen wurde. Bereits im Mai 1959 erhielt der Verein dann auf Beschluss einer außerordentlichen Generalversammlung die noch heute gültige Bezeichnung "Musikverein Kirchheim". In der ersten beschlossenen Satzung hieß es u.a., "der Verein soll über den Rahmen des Volksmusikspiels nicht hinausgehen" und stimmberechtigt waren damals nur der Vorstand und die aktiven Mitglieder.

Entwicklung ab 1960

Am 29. Oktober 1960 wurde beim Herbstkonzert eine neue einheitliche Tracht vorgestellt. Wegen Überfüllung des Saales wurde das Konzert in Derndorf und Tiefenried wiederholt. Bei der Bezirkstagung in Mindelheim wurde festgestellt, dass der Musikverein Kirchheim derzeit die aktivste Kapelle im Bezirk sei. Im Jahr 1963, errichteten die Mitglieder mit viel Eigenleistung auf dem Grundstück des Gasthof Lechler ein eigenes Probelokal, das 1974 renoviert und 2004 durch einen Anbau erweitert wurde. Im Jahr 1973 veranstaltete der Musikverein eine Festwoche, nachdem er im Jahr zuvor mit der PRO MUSICA-Plakette ausgezeichnet wurde. 1972 traten mit Irmgard Mußack und Monika Hansel die beiden ersten Damen der Kapelle bei. Heute ist das weibliche Geschlecht aus einer Musikkapelle nicht mehr wegzudenken. Im Herbst 1980 stellte sich der Verein erstmals in der vom ASM empfohlenen  Schwäbisch-Allgäuer Tracht vor. 1983 war Kirchheim Ausrichtungsort des 22. Bezirksmusikfestes des Bezirkes 10 im ASM und der Musikverein feierte sein 120 jähriges Bestehen vom 19. - 29. Mai mit einem Großen Zapfenstreich, Festakt, Wertungsspielen und Festumzug. Als Gäste waren dabei die tschechische Blasmusik "Borovanka", die Blaskapelle Roppen/Ötztal und die Jagdhornbläser aus Stuttgart.

Sein 40-jähriges Jubiläum feierte der Bezirk 10 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes 1990 in Verbindung mit dem 28. Bezirksmusikfest ebenfalls in Kirchheim. Zusammen mit dem Schützenverein, der seinen 300. Geburtstag feierte, war der Musikverein Ausrichter der Festtage. Als Dirigenten standen in diesen Jahren Franz Ehelechner, nochmals Engelbert Bosl, Clemens Mayer, Heinz Hofmann und Max Pfluger am Pult.
Seit 1994 stand die Stammkapelle unter dem Dirigat von Georg Bronnenmeier und aktuell führt Andreas Rest den Klangkörper. Unter Dirigent Bronnenmeier wurden die Wertungsspiele ab 1987 boykottiert, nachdem es zwischen ihm und dem damaligen Bundesdirigenten zu Meinungsverschiedenheiten wegen der Besetzung von einzelnen Registern bei den Wertungsspielen gekommen war. In den letzten Jahren konnte die Tradition des Kapellen-Wettstreites  wieder aufgenommen werden und schon bald wieder an frühere gute Ergebnisse angeknüpft werden.
Der Ablauf Vereinsjahres wird bestimmt durch die Durchführung des Jahreskonzertes im bekannten Zedernsaal auf Schloss Kirchheim, die Sommerfeste im Bräuhof und die Teilnahme am örtlichen Leonhardi-Ritt. Auch bei Gründungsjubiläen und Veranstaltungen der ortsansässigen Vereine ist der Musikverein stets gefragt. Einen weiteren festen Platz im Jahreskalender  hatten die Gelöbnisfeiern der Patenkompanie des Marktes Kirchheim aus Ulm/Dornstadt im Schlossinnenhof, regelmäßige Auftritte in Maria Vesperbild, die Teilnahme am Heldengedenktag sowie bei den Weinfesten in der TSV-Turnhalle, bei denen man sich mit der Chorgemeinschaft als Ausrichter abwechselt.  Sehr guten Zuspruch erfreut sich die Böhmisch-Mährische-Serenade, die seit 2010  zusammen mit den Kapellen aus Eppishausen, Hasberg und Haselbach im Schlossinnenhof veranstaltet wird.
Höhepunkte im Vereinsleben waren auch die Historischen Feste in den Jahren 1990, 2000 und 2007. Neben dem musikalischen Beitrag stellte der Musikverein auch seine Fähigkeiten bei der Bewirtung der Gäste im historischen Ambiente im Fuggerhof und im Gewölbekeller unter Beweis.

Hohe Besuche

Im Jahre 1954 weilte der spanische Landwirtschaftsminister Rafael Carastani in Bayern und stattete auch Kirchheim einen Besuch ab. Der Musikverein spiele ihm zu Ehren im Schlosshof ein Ständchen. 1964 durfte die Kapelle zum Empfang von Bundepräsident Heinrich Lübke im Hof des Fuggerschlosses aufspielen. Im Mai 1972 erhielt der Kirchheimer Musikverein aus den Händen von Bundespräsident Gustav W. Heinemann die PRO MUSICA- Plakette. Diese wurde von seinem Vorgänger Lübke als Auszeichnung für  instrumentales Musizieren über einen Zeitraum von mindestens 100 Jahren gestiftet. Am 3. Mai 1987 war der Musikverein Kirchheim eingeladen, am feierlichen Umzug anlässlich des Besuches von Papst Johannes Paul II. in Augsburg mitzuwirken.
Die Ministerpräsidenten des Freistaates sowie verschiedene Staatsminister waren auch wiederholt in Kirchheim und es war selbstverständlich, dass der heimische Musikverein  bei den Empfängen mitwirkte.

Musikanten auf Reisen

Regelmäßige Stand- und Jahreskonzerte prägen das Vereinsjahr, doch es  zog die Musiker immer wieder über die Grenzen der näheren Heimat hinaus. Bereits 1972 war man in der Tiroler Gemeinde St. Nikolaus im Ultental zu Gast und pflegte freundschaftliche Beziehungen zur dortigen Blasmusik. Zur Kapelle aus Roppen im Ötztal wurde 1979 anlässlich eines gemeinsamen Ausfluges mit dem TSV-Kirchheim Verbindung aufgenommen. Die Kapellen aus Südtirol bzw. Tirol waren anschließend zu Gast in Kirchheim bei den Festwochen 1973 / 1983.
Zwei Reisen führten die Musiker nach Bockenau am Südrand des Hunsrücks. Drei Tage war man dort 1974 zu Gast, zwei Jahre später ging es wieder dorthin. Brünn war 1982 Ziel einer achttägigen Auslandsreise. Der Anlass dieser Reise war die Teilnahme am 2. Internationalen Volks- und Blasmusiktreffen. 26 Gruppen aus Jugoslawien, Ungarn, Schweiz, der Bundesrepublik sowie aus der CSSR nahmen daran teil.
Im Sommer 1985 wurde der Staudenfilm "Xaver" unter Mitwirkung des Musikvereins abgedreht. Neben musikalischen Auftritten wurden auch einige Statistenrollen an Mitglieder der Kapelle vergeben. Bei der Erstaufführung des Filmes im Capitol-Kino in Kassel (live im Fernsehen übertragen) war man auch dabei.
Im Oktober 1986 wagte der Musikverein die Reise über den großen Teich nach Amerika. Vom 3 bis zum 20. Oktober reisten die Kirchheimer durch Florida und hatten insgesamt 11 Auftritte. Nach den anstrengenden Auftritten gönnten sich die Musiker noch 1 Woche Urlaub. Der Besuch auf dem zweitgrößten Flugzeugträger der Welt, der "Saratoga" war ebenso ein Höhepunkt wie die weiteren Stationen Disneyworld, SeaWorld und der Weltraumbahnhof Cape Kennedy.

Husum war im Jahr 1987 auf dem Reiseplan. Dirigent Max Pfluger hatte entsprechende Beziehungen und im Rahmen der Husumer Hafentage "Mok fast in Husum" lockten die Musikanten aus dem Schwabenland sowie die vereinsinterne Tanz- und Folkloregruppe die sonst eher als kühl geltenden Nordfriesen mit tollen Auftritten aus der Reserve. Im Juni 1993 wurde die Einladung wiederholt und wieder ging es in den hohen Norden. Bei dieser Gelegenheit wurden Kontakte zum Zentralen Blasorchester Weißrusslands aus Minsk geknüpft. Dieses Orchester trat dann 1994 auf Einladung des Musikvereins im Zedernsaal auf.
Im Jahr 1988 war wieder Schleswig-Holstein das Ziel der Kirchheimer. Zur Feier des 25. Geburtstages des Schulschiffes "Deutschland" hatte die Bundesmarine in die Ostseehalle nach Kiel geladen und der Musikverein durfte bei dieser Großveranstaltung mitwirken. Die Hin- und Rückreise erfolgte mit einer Transall der Bundeswehr.
Im Juni 1989 war der Musikverein 
zum 140. Laaspher Schützenfest eingeladen. Im Jahr darauf waren die Musiker wieder zu Gast an der Lahn. Bad Laasphe an der Lahn und Willingen (NRW), waren im Jahr 1999 nochmals  Ziel einer Konzertreise
Auch mit Frankreich wurden freundschaftliche Bande geknüpft. Nach einem Besuch der Blaskapelle La Motte de Galaure im Juli 1989 in Kirchheim brach der Musikverein Kirchheim bereits im September des gleichen Jahres  zu einem Gegenbesuch ins Departement  Drôme in Südfrankreich auf, wo sie gastfreundlich aufgenommen wurden. Im Jahr 1990 besuchten uns die Franzosen anlässlich des Bezirksmusikfestes und im Juli 1993 war der Termin für den 2. Besuch bei den Freunden in Frankreich. Im November 1994 beteiligte sich der Musikverein am Internationalen Musikfestival in Hamburg. Auf dem Programm standen Auftritte in Neumünster, Kiel und in der Hamburger Sporthalle u.a. mit Kapellen aus England, Holland, Ungarn, Polen und Weißrussland. Schwaz und Kaltern waren in den Neunziger Jahren ebenfalls Ziel von Auslandsreisen.
Das 8. Internationale Berliner Militärmusikfest im November  2002 mit einem Auftritt in der Max-Schmeling-Halle war ein weiterer Höhepunkt. Die Musiker um Georg Bronnenmeier bestritten das Vor- und Rahmenprogramm beim Auftritt von Militärkapellen aus 10 Nationen. Die musikalischen Auftritte wurden auch im Fernsehen übertragen.

Die vorläufig letzte Auslandsreise führte im September 2005 nach Südengland. Das "International Bands Spectacular" in Bridport brachte auch Konzerte in Exmouth Salisbury, Weymouth, Southampton und Bournemouth. Der Musikverein Kirchheim überzeugte bei seiner 5-tägigen Reise das begeisterte Publikum mit seinen musikalischen Darbietungen und den ebenso gelungenen Showeinlagen. Die Presse titelte: "Dirndl und Lederhose trifft auf englischen Humor" und im englischen Programmheft hieß es: bei der Vorstellung der Kapelle: "… and wear traditional national costume including leder hosen for the men."



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